Das Berliner Ehepaar Hampel wagt den aussichtslosen Widerstand gegen die Nazis und wird dafür hingerichtet. Von ihrem Schicksal erfuhr Fallada aus einer Gestapo-Akte nach Kriegsende. Im Roman wird aus den Hampels das Ehepaar Quangel. Als 1940 deren Sohn an der Front fällt, setzen sie ein Zeichen des Widerstands. Sie schreiben systemkritische Botschaften auf Postkarten und verteilen diese in der Stadt. Sie träumen von einem weitreichenden Erfolg, ahnen jedoch nicht, dass die Gestapo ihnen längst auf der Spur ist. Die Eheleute fliegen auf, werden verhört und schließlich hingerichtet.
Falladas Milieuschilderungen sind geprägt von menschlichen Abgründen und den Facetten der Verkommenheit. Es gibt nur wenig literarische Beschreibungen, die das Dritte Reich in seinen durchschnittlichen Protagonisten derart verachtungswürdig darstellen. Intensiv und authentisch zeichnet Fallada den moralischen Verfall einer Gesellschaft, in der Misstrauen jede soziale Beziehung bestimmt und Menschen sich gegenseitig verdächtigen – in der Familie, unter Freunden und unter Kollegen. Und herrscht doch einmal Gewissheit, dann die, dass Niedertracht und Hass das letzte Wort behalten. Die Protagonisten in „Jeder stirbt für sich allein“ erscheinen nicht ideologisch angetrieben. Vielmehr ist es die alltägliche Bestialität und das nachbarliche Denunziantentum, das einen schaudern lässt. Die alles entscheidende Frage ist hier nicht, was die Deutschen von Auschwitz wussten, sondern wie sie mit ihrem Nachbarn im dritten Stock umgingen. Fallada selbst schreibt im Vorwort: „Mancher Leser wird finden, dass in diesem Buch reichlich viel gequält und gestorben wird. Der Verfasser gestattet sich darauf aufmerksam zu machen, dass in diesem Buche ausschließlich von Menschen die Rede ist, die gegen das Hitler-Regime ankämpften, von ihnen und ihren Verfolgern. Und in diesen Kreisen wurde in den Jahren 1940 bis 1942 und vorher und nachher ziemlich viel gestorben. Es hat dem Verfasser auch oft nicht gefallen, ein so düsteres Gemälde zu entwerfen. Aber mehr Helligkeit hätte Lüge bedeutet.“
Fallada verfasste das Manuskript des Buches innerhalb weniger Wochen. Es wurde nach seinem Tod 1947 aus politischen Gründen zensiert und stark verkürzt veröffentlicht. Die Neuausgabe von 2011 präsentiert seinen letzten Roman in der ungekürzten Originalfassung. Ergänzt wird der Text durch ein Nachwort, Glossar und Dokumente zum zeithistorischen Kontext. Ein Buch über die die Boshaftigkeit und ihre Auswirkung auf das ganz normale Leben. Es ist Falladas eindrückliche und berührende Darstellung des Widerstands der kleinen Leute, die das Buch zu einem einzigartigen Panorama des Berliner Lebens in der Zeit des Nationalsozialismus macht. Laut Jürgen Kaube „…hat Fallada nicht weniger als einen Roman über das Gewissen geschrieben.“